Die kritische Sämlingsphase beim Cannabis-Grow: So überleben deine Pflanzen die ersten Wochen

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Warum die Sämlingsphase so empfindlich ist

Sobald deine Cannabis-Samen gekeimt sind und das erste zarte Blattpaar zeigen, beginnt eine entscheidende Phase: Die Sämlingsphase. In diesen ersten 2–3 Wochen ist die junge Pflanze extrem empfindlich – auf Licht, Wasser, Temperatur und Nährstoffe reagiert sie deutlich stärker als in späteren Wachstumsphasen.

Ein stabiler Start entscheidet darüber, ob du eine kompakte, gesunde Pflanze bekommst oder eine vergeilte, gestresste Pflanze mit Wachstumsproblemen. Die gute Nachricht: Mit ein paar einfachen Grundregeln kannst du die häufigsten Fehler vermeiden.

Lichtbedarf in den ersten Wochen

Nach dem Durchbruch durch die Erde brauchen Sämlinge vor allem eins: ausreichend Licht – aber nicht zu viel Hitze. Zu wenig Licht führt zu dünnen, langgezogenen Pflanzen („vergeilen“), zu viel Hitze kann sie austrocknen oder sogar verbrennen.

Optimale Lichtquelle für Sämlinge

  • LED-Growlampen mit Dimmfunktion: ideal, da du die Lichtintensität anpassen kannst
  • Abstand zur Pflanze: ca. 40–60 cm bei LED, je nach Modell
  • Lichtzyklus: 18 Stunden Licht / 6 Stunden Dunkelheit für gesunden Wuchs

Tipp: Einige Lampen sind in den ersten Tagen zu intensiv. Nutze ggf. eine niedrigere Watt-Stufe oder hänge sie höher. Alternativ kannst du für die erste Woche eine einfache CFL-Leuchte oder spezielle Aufzucht-LEDs verwenden.

Wie viel Wasser brauchen Sämlinge?

Wasser ist lebenswichtig, aber Überwässerung ist einer der häufigsten Anfängerfehler. In der Sämlingsphase verfügen die Pflanzen über ein noch sehr kleines Wurzelsystem. Die Erde darf nie austrocknen, sollte aber auch nicht nass sein.

So gießt du richtig:

  • Verwende eine Sprühflasche, um gezielt um den Stamm herum zu befeuchten
  • Wasser nur bei Bedarf – prüfe mit dem Finger: ist die Oberfläche trocken? Dann vorsichtig gießen
  • Verwende abgestandenes, zimmerwarmes Wasser (optimal pH 6–6,5)

Optionales Zubehör:

  • Drucksprüher mit feinem Nebel (ideal für Keimlinge und junge Pflanzen)
  • pH-Messgerät für Gießwasser (besonders bei empfindlichen Sorten hilfreich)
  • Feuchtigkeitssensoren für die Erde (visuell oder digital)

Brauchen Sämlinge schon Nährstoffe?

In den ersten 10–14 Tagen zehrt die junge Pflanze noch vom im Samen enthaltenen Vorrat. Wenn du vorgedüngte Erde verwendest, reicht das für die gesamte Sämlingsphase vollkommen aus. Zusätzlicher Dünger in dieser Phase ist oft schädlich.

Wann und wie du zufüttern solltest:

  • Nur bei nährstoffarmer Anzuchterde (z. B. Kokos oder Steinwolle) ist eine leichte Nährlösung (max. 25 % der normalen Dosis) möglich
  • Erste Düngung frühestens, wenn das 3.–4. echte Blattpaar voll entwickelt ist
  • Organische Dünger sind oft sanfter und verzeihender

Häufige Probleme in der Sämlingsphase – und wie du sie vermeidest

1. Vergeilung (Pflanze wächst zu schnell in die Höhe)

Ursache: Zu wenig Licht oder zu großer Abstand zur Lichtquelle.
Lösung: Licht näher heran, stärkere oder bessere Lichtquelle, ggf. Erde auffüllen, um den langen Stängel zu stabilisieren.

2. Hängende Blätter / langsames Wachstum

Ursache: Zu viel Wasser, Wurzelstau, schlechte Drainage.
Lösung: Gießmenge anpassen, Töpfe mit Drainagelöchern verwenden, Erde lockern.

3. Gelbe Spitzen oder braune Flecken

Ursache: Zu frühes Düngen oder falscher pH-Wert.
Lösung: Gießen mit klarem Wasser, pH-Wert überprüfen, Nährstoffe zurückfahren.

4. Umknicken / instabiler Stamm

Ursache: Lichtmangel, zu hoher Stretch, schwache Genetik.
Lösung: Pflanze leicht stützen (z. B. Zahnstocher + Kabelbinder), Lichtintensität anpassen, Luftzirkulation leicht erhöhen.

Die richtige Umgebung für deine Sämlinge

Die Umgebung muss stabil und stressfrei sein. Achte auf:

  • Temperatur: 20–26 °C
  • Luftfeuchtigkeit: 65–75 %
  • Gute Belüftung: Kein direkter Luftstrom auf die Pflanze – lieber indirekt

Nutze ggf. ein Mini-Gewächshaus oder eine Keimhaube mit kleinen Lüftungsschlitzen. Damit kannst du Temperatur und Luftfeuchte optimal kontrollieren.

Empfohlenes Zubehör:

  • Mini-Growbox oder Aufzuchtzelt für Sämlinge
  • Thermo-Hygrometer mit Min-/Max-Funktion
  • Clip-Ventilator zur sanften Umluft

Was als Nächstes ansteht

Sobald deine Pflanze etwa 10–15 cm hoch ist, mehrere Blattpaare hat und ein stabiles Wurzelsystem ausgebildet hat, ist sie bereit für den nächsten Schritt: das Umtopfen und die Wachstumsphase. Hier entscheidet sich, wie kräftig sie sich weiterentwickelt und wie viel Ertrag sie später liefert.


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